Der erste Punkt, den ich hier in meinem neueröffneten Blog ansprechen möchte, bezieht sich auf unsere Haltung. Nein, keine Angst, es geht nicht um einen krummen Rücken oder das kerzengerade Gehen mit Büchern auf dem Kopf. Aber es geht schon um etwas Aufrichtiges. Es handelt sich um unsere innere Haltung, die wir einnehmen oder jedenfalls einnehmen könnten. Aber gerade da liegt oftmals der Hase im Pfeffer begraben. Mal ehrlich, Hand aufs Herz! In wie vielen Situationen des Alltags reagieren wir nur aus, zum Beispiel, einer Gewohnheit oder weil wir glauben, jemand erwarte eine bestimmte Handlungsweise von uns?
Treffen wir tatsächlich immer eine bewusste Entscheidung, wenn wir beispielsweise zu dem einen Produkt greifen und ein anderes ablehnen? Natürlich spielt auch Unterbewusstes eine Rolle. Tiefenpsychologie im Sinne Freuds ist hier an dieser Stelle aber nicht gemeint.
Gemeint ist hier aber sehr wohl Wesentliches, wenn es um das Miteinander und genauso wichtig, wenn es darum geht, dass wir die Welt mit anderen, offeneren Augen und mit leichterem Herzen sehen und erleben möchten. Eine klare Haltung einzunehmen macht uns sicherer im Umgang mit unseren Mitmenschen und erleichtert so manche Entscheidung. Alles beginnt mit unserer Einstellung zu, ja, zu was eigentlich? Ich sage, zu allem. Nichts ist unbedeutend. Alles spielt eine Rolle und hat uns zu interessieren. Jede Frage und Aufgabe, die sich uns im Alltag stellt, sollten wir zum Anlass nehmen darüber nachzudenken und eine, im besten Falle durch ethische Wertvorstellungen inspirierte, Meinung zu bilden. Und an der sollten wir dann festhalten.
Das hilft uns, unseren Platz im Leben, in der Gesellschaft, quasi im Universum, zu finden und somit trudelten wir nicht mehr getrieben durch unseren Alltag. Lasst es uns zur Gewohnheit werden, uns immer die Frage: “In welch einer Welt möchte ich leben?“ zu stellen. Und zwar ich ganz persönlich. Was genau möchte ich unterstützen, mit meinem Einsatz, meiner Rede und ja, auch mit meinem Geld. Hierbei geht es nicht unbedingt, zum Beispiel, um eventuelle Spenden oder dergleichen, sondern einfach auch darum wo und was ich einkaufe. Es kann uns nicht egal sein, in welchem Land die neue Lichterkette zu Weihnachten hergestellt wurde. Wenn wir wissen, dass zum Beispiel in China Menschenrechte mit Füßen getreten werden, können wir dann durch unseren Konsum so ein Regime unterstützen? Oder wenn wir wissen, dass unsere Mitbrüder und -schwestern in anderen Teilen der Erde ihre Familie nicht ernähren können, wenn die Produkte, die sie hergestellt haben hier viel zu billig verhökert werden, dann sollte es keine Frage mehr sein, lieber zu einem fair gehandelten Produkt zu greifen. Man könnte nun sicher denken, klar, da kommt eine und hebt ihren moralischen Zeigefinger, um mal wieder Missstände bei anderen anzuprangern und sich selbst besser zu fühlen. Darum geht es hier jedoch nicht und das ist auch sicher nicht meine Absicht. Im Gegenteil, es geht darum eben kein schlechtes Gewissen mehr haben zu müssen, denn wenn wir endlich zu bewussten Entscheidungen fähig werden, entdecken wir die wahre Tiefe des Lebens.
Wir dürfen uns und unsere Handlungen wichtig nehmen, sie als entscheidend betrachten. Ich behaupte nicht, dass durch ethisch begründetes Reden und Handeln sich das Leben vereinfacht. Denn natürlich werden wir Stellung beziehen müssen und unsere Einsichten auch gegenüber anderen Mitmenschen vertreten müssen. Dann kann man möglicherweise mit seinem Kind nicht an einer Schule verbleiben, in der rechtes Gedankengut nicht eindeutig abgelehnt wird oder wird alles daran setzen menschenverachtende Strömungen aufzuzeigen und zu thematisieren. Es wird vielleicht Konflikte geben im Miteinander. Ja, aber es wird auch vielleicht Augenblicke geben, in denen gerade durch die eigene Grundhaltung andere Menschen auch ihre eigene Kraft finden und so Situationen und mögliche Verletzungen geheilt werden können.
Dies ist natürlich nur möglich, wenn zu der genannten inneren Haltung eine grundsätzliche Offenheit hinzukommt. Die Offenheit, den anderen zu sehen wie er ist, aber auch offen zu sein jede Situation oder eigene Einsicht aufs Neue zu bewerten und zu reflektieren. Das verhindert ein starres Festhalten an Dogmen. Diese grundsätzliche Offenheit möchte ich hier an dieser Stelle Liebe nennen. Diese Kraft, die uns erfüllt und geschenkt ist, die wir in uns nur zulassen müssen und die sich eben ausdrückt, wenn altruistische Denkweisen sichtbar werden in Rede und Handlung, begründet auf einer ethisch motivierten Haltung, die nicht ausschließlich das eigene Wohlergehen oder die eigene Bequemlichkeit zum Ziel hat.
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und nachhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Immanuel Kant
Lasst uns also konsequent sein, ohne starr und hart zu werden. Lasst liebevoll und offen sein, ohne die innere Richtung im Leben zu verlieren. So werden wir reich und bereichern. Lasst uns unserem Leben noch mehr Sinn und Tiefe geben.
Mit lichtvollen Gedanken und bis bald, eure Hermine.