Wohin streben wir?

Es war ein sehr nettes Jahresabschiedszusammenkommen mit Tee, Gebäck und allerlei leckeren Köstlichkeiten, als sich während einer Unterhaltung unserer Meditationsgruppe urplötzlich das Gespräch in einen echten Dialog wandelte. Vielleicht lag es am Thema? Aber vielleicht auch daran, dass wir in dem Kreis, an dem Ort schon diese Gesprächsform kultiviert haben und sie deshalb, wie selbstverständlich da war?

Wir saßen im Kreis, jeder war beteiligt. Entweder durch aktives Zuhören oder durch Beiträge, die ernsthaft und ruhig vorgetragen werden konnten, ohne dass jemand befürchten musste im Wort abgeschnitten zu werden. Es entspannen sich Gedankenfäden, die ein anderer aufgriff und weiterspann oder Begebenheiten zu dem Thema konnten erzählt werden und fanden eifrige Zuhörer. Das alles geschah allerdings ganz zwanglos und es fehlte auch nicht die Spur von Humor, die eine Runde erst richtig lebendig macht.

Es begann mit der recht harmlosen Frage an eine gebürtige Niederländerin in unserer Gruppe, ob sie denn bestätigen könne, dass es tatsächlich solche Unterschiede zwischen unseren Nationen gäbe wie oftmals gesagt. Seien die Holländer tatsächlich so locker und die Deutschen eben eher nicht usw.?

In Folge des Abends wurde über Nationen gesprochen, über alte noch schwelende Konflikte zwischen ehemaligen Kriegsgegnern, und über deren beginnende Überwindung. Neue Grausamkeiten in der Welt täten sich auf, wie am Beispiel der fundamentalen hinduistischen Regierung in Indien aufgezeigt wurde, die rigide gegen Andersgläubige vorgeht und so versucht sie aus dem Land zu drängen.

In einer Welt deren Geschicke von einem Herrn Trump oder einer menschenverachtenden Gewaltherrschaft der kommunistischen Partei in China regiert wird, in der jede Leserin oder Fernsehzuschauer nur Nachrichten über Kriege, Grausamkeiten, Kindesmissbrauch und das Erstarken rechter Gesinnung zu lesen oder zu sehen bekommt, da fällt es schon nicht leicht, mit Offenheit und Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

Doch ist das wirklich die objektive Sicht auf unsere derzeitige Wirklichkeit? Oder ist sie nur der recht einseitigen Berichterstattung der Medien geschuldet, die wiederum aus einer Unzahl von Nachrichten und Geschehnissen, die wichtigsten heraussuchen müssen, unseren Hunger nach Information nachkommen und füttern, was heraussticht. Und das ist eben das Entsetzliche, die immer neue Hiobsbotschaft.

Meine Sicht auf die Dinge ist eine andere. Keinesfalls leugne ich all die Schrecknisse der Gegenwart. Im Gegenteil, wach und aufmerksam muss man ihnen ins Auge sehen und darf dabei aber nicht übersehen, dass sich trotz all der dagegensprechenden Nachrichten, die Menschheit zu mehr Bewusstheit und damit hin zu dem, was wir vielleicht Erfüllung des Göttlichen in uns, nennen können, entwickelt. Rückblickend kann man doch sagen, dass wir als Menschheit auf dem Weg sind, uns in eine ganz bestimmte Richtung zu entwickeln. Aus dem Unbewussten sind wir entwachsen, haben Demokratien entwickelt, Altruismus und Ethik konnten zu Tage treten.

Eine solche Denkweise mutet in unserer Zeit auf den ersten Blick vielleicht naiv an, das ist sie jedoch ganz und gar nicht. Vielmehr erkennt sie das an, was man Evolution nennt. In jungen Jahren hat mich ein Buch sehr beeindruckt. Es ist von Hoimar von Ditfurth und heißt: “Der Geist fiel nicht vom Himmel.“  Sinngemäß heißt es in einer Passage, weil es die Sonne gäbe, entwickelte das Leben, die Evolution, ein Organ, das ihr Licht nutzen konnte und ebenso wie das Auge, entwickelte sich auch ein weiteres Organ, das Gehirn, immer weiter, um Bewusstheit zu erfassen, eben weil es etwas gibt, das erfasst werden möchte. Das Bewusstsein ist schon da, ist es schon immer gewesen und es wartet sozusagen auf uns.

Wir sind noch nicht am Ende dieses Weges. Aber es hat schon begonnen, dass mehr und mehr Menschen sich aufmachen, um dem entgegen zu eilen, das uns zieht, das uns ruft.

Ein Rückfall Einzelner oder Gruppen in alte Denkweisen, in Egoismus und martialisches Handeln, die leider aber die Geschicke vieler lenken, wird nicht ausbleiben. Auf dem Weg zu mehr Menschlichkeit sind eben nicht alle gleich schnell und wir werden damit leben und umgehen müssen, dass es noch Rückschläge gibt und in der aufstrebenden Spiralbewegung sind abwärtsgewandte Bewegungen ganz normal. Die tendenzielle Grundrichtung ist die Entscheidende.

Ganz wichtig sind in diesem Zusammenhang gerechte Verhältnisse für alle Menschen, was nicht bedeutet, dass unbegrenzter und unseliger Konsum für alle, erstrebenswert wäre. Wohin er die übersättigten Industrienationen geführt hat zeigt sich nun in der drohenden Umweltkatastrophe. Entscheidend ist allerdings der freie Zugang zu Bildung. Dies sind die Grundpfeiler für ein Aufstreben des Friedens und nicht zuletzt für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.

Und nur wenn es uns als Erdenbürgern gelingt die vordringlichsten Probleme anzugehen und zu meistern oder wenigstens in ihrem Tempo der Zerstörung abzubremsen, werden wir genug Zeit gewinnen und uns dem Ziel überhaupt nähern können, das da heißt: wirkliche Erkenntnis und Erfahrung einer Einheit allen Seins.

Eins jedoch kann wirklich Mut machen und berechtigte Hoffnung geben, das ist die Schnelligkeit mit der die menschliche Entwicklung zu mehr Geist, zu dem GEIST, strebt. Von Generation zu Generation beschleunigt sich scheinbar die Geschwindigkeit, mit der uns die Evolution vorantreibt, als spüre sie die Notwendigkeit.

Ich blicke voll Liebe und Bewunderung auf unsere junge Generation, die so mutig die Fackel trägt und die wir so unbedingt in allem unterstützen müssen, denn viele von ihnen haben schon mehr Wissen und Weisheit sich in kurzer Zeit angeeignet als es vielen Älteren in ihrem ganzen Leben möglich war. Sie sind es, die jetzt voran gehen müssen.

In der Generationenkette also wird die Entwicklung sichtbar, aber durchaus auch in jedem Einzelnen von uns. Ich sehe das auch daran, dass bei einem adventlichen Beisammensein ein Geist/GEIST weht, der uns zum Dialog aufruft. Lasst uns ihm folgen!

Es fällt nicht gleich auf, aber das sind tatsächlich auch weihnachtliche Gedanken. Das Nachsinnen darüber überlasse ich Euch.

in diesem Sinne eine schöne Weihnachtszeit,

Eure Hermine

„Friday for future“- Demo in Minden

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